. . . hier spielt die Musik
Schon kleine Babys reagieren auf Musik – egal ob aus dem Radio, Mamas Handy oder vom Plattenspieler. Musik weckt Emotionen und ist mehr als ein Zeitvertreib. Doch noch schöner als Musik zu hören ist Musik zu machen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt und wie findet mein Kind das passende Musikinstrument? Wir haben die Lauscher gespitzt und uns umgehört.
Zugegeben, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und es braucht einfach Zeit aus Tönen Musik zu machen und ein Instrument wirklich zu beherrschen. Bei manchen Instrumenten geht das recht schnell, da stimmt der Ton sofort wie am Klavier, bei anderen geht es deutlich langsamer wie bei der Geige.
Die musikalische Früherziehung ist eine erste Möglichkeit, Instrumente kennenzulernen. Einfache Rhythmusübungen auf Instrumenten wie Glockenspiel, Rassel oder Trommel, Bewegungsspiele und Singen prägen die Kurse. „Kleine Kinder trennen Musik und Bewegung nicht voneinander und lernen Instrumente gemeinsam in einer Gruppe und in Bewegung kennen “, meint Peter Wolf von der Bielefelder Musikschule „POW!“ Die Früherziehung an seiner Musikschule beginnt mit drei Jahren. Wer schon früher musikalisch mit seinen Kids unterwegs sein möchte, der sollte zu Hause viel mit seinen Kindern singen. „Richtig in den Instrumentalunterricht einzusteigen ist mit sieben Jahren früh genug.“
Geige, Klavier, Harfe oder doch lieber das Schlagzeug? Eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, in welche Richtung sein Kind tendiert, ist das Instrumentenkarussell, wie es an vielen Musikschulen angeboten wird. „Es eignet sich, um mehrere Instrumente kennenzulernen“, so der Musikpädagoge. Neben trendabhängigen Schwankungen gibt es einige Klassiker bei der Instrumentenwahl, deren Wartelisten immer lang seien, so Wolf. Dazu zählen Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Modeerscheinungen der vergangenen Jahre waren führen unter anderem zu einem Boom im Bereich Gesang (aufgrund von Casting-Shows im TV) und bei Instrumenten, die die Single-Hits anführten wie die Ukulele und die Cajon, eine Kistentrommel.
Im Teenie-Alter gewinnen Instrumente noch einmal eine ganz andere Bedeutung.
Auszuprobieren ist ein Weg, sich für ein Instrument zu entscheiden – manchmal wissen Kinder aber auch schon ganz genau, welches Instrument sie gerne spielen möchten. Dann lautet der Expertenrat: „Eltern sollten dem Wunsch nicht im Wege stehen.“ Dann sind sie auch mit Eifer dabei. Nora zum Beispiel war als Kind so begeistert davon, wie Arielle die Meerjungfrau im Disney-Trickfilm Harfe spielt, dass sie das Instrument gleich selbst lernen wollte. Da es dieses Angebot an ihrer Musikschule damals jedoch nicht gab, brachte sie ihre Musiklehrerin schließlich ans Klavierspielen. Fünfzehn Jahre später liebt Nora ihr Klavier noch immer. Probieren geht über studieren.
Lehrer sollten auch im Auge behalten, welche Musik ihre Schüler gerne hören. „Ändert sich der Musikgeschmack, kann ein Kind die Motivation und den Spaß schnell verlieren“, gibt der Pädagoge zu bedenken. Im Teenie-Alter gewinnen Instrumente noch einmal eine ganz andere Bedeutung. Nämlich dann, wenn erfolgreiche Musikbands Einzug ins Kinderzimmer halten und sich Freunde mit verschiedenen Instrumenten zu Schul- oder Freizeitbands zusammenschließen. Die coolen Jungs, die die Nickelbacks von morgen sein wollen oder die Mädels, die gerne eine Band wie Silbermond hinter sich hätten, erleben ihr Instrument als Teil von etwas Größerem.
Das weiß auch Paulina. Sie hat mit ihren elf Jahren schon einiges ausprobiert. Blockflöte und Keyboard waren Teil ihres Musikprogramms, bevor sie sich für Querflöte entschied, die sie nun auch im Spielmannszug spielt. Schon im Kindergarten hatte Paulina besonders viel Spaß an Musik und ein bisschen scheint es ihr auch in die Wiege gelegt worden zu sein. Denn Papa Markus spielt Flügel- und Tenorhorn und Mama Daniela singt. Mit sieben Jahren lernte Paulina Blockflöte, dann folgten Keyboard und nun die Querflöte. „Für den Spielmannszug haben wir Einzelproben oder wir sind zu zweit“, erzählt die Schülerin. Das gemeinsame Musizieren in der Gruppe motiviert sie, am Ball zu bleiben. Trotzdem gibt es auch mal Phasen, in denen sie ungeübt zur Probe erscheint. „Vor Auftritten übe ich aber immer.“ Druck gibt es keinen, denn Mama Daniela ist es wichtig, dass Paulina Spaß an ihrem Instrument hat. „Das tut es und ich möchte auch später gerne etwas mit Musik machen.“
Instrumentenwahl ist etwas sehr Individuelles
Eine erste Anlaufstelle kann aber auch ein Musikgeschäft sein, um herauszufinden, wo eigentlich das Interesse liegt. „Die Instrumentenwahl ist etwas sehr Individuelles“, weiß Christian Wolf vom gleichnamigen Musikgeschäft in Bielefeld. „Kinder können zu uns kommen, Instrumente erst einmal in die Hand nehmen und erfahren, wie sich welches Instrument anfühlt. Wichtig ist auch, welche Musik am liebsten gehört wird. Danach scheiden oft schon einige Instrumente aus, die nicht zu der Musikrichtung gehören.“ Und noch einen Vorteil kann der Gang ins Musikgeschäft haben: „Häufig bestehen Kontakte zu Musikschulen oder Lehrern, die empfohlen werden können.“ Denn auch hier geht es ums Individuelle, das Instrumentenspiel soll schließlich langfristig Spaß machen und da spielt die Motivation eine entscheidende Rolle. „Die Chemie zwischen Schüler und Lehrer muss passen“, so der Fachmann: „Manche Instrumente wie den E-Bass übt man zwar alleine – aber man möchte relativ schnell mit anderen zusammenspielen.“
Welche Gitarre hat die richtige Größe? Fällt die Entscheidung für ein E-Piano oder doch für ein klassisches Klavier? Im Musikgeschäft wird ganz genau hingesehen, hingehört und beraten. Es muss zum Einstieg nicht gleich die teuerste Anschaffung sein. Für die Anfangsphase gibt es Leihinstrumente. Ein paar Jahre zunächst auf einem günstigeren Saxophon zu spielen ergibt auch Sinn. Mit dem Können und den Ansprüchen darf es dann später auch etwas Hochwertigeres sein. Bei höherpreisigen Instrumenten bieten sich Finanzierungen oder Mieten an.
Eltern, die aber ihr Kind zum Spielen eines Instrumentes überreden, weil sie es toll finden, sollten lieber selbst in die Tasten und Saiten greifen, denn: Für ein Musikinstrument ist es nie zu spät. naw
Foto: ahavelaar/Fotolia
Welches Instrument für welches Alter?
Experten sprechen je nach Alter verschiedene Empfehlungen aus. Notenlesen ist nicht zwangsweise notwendig.
Drei- bis Fünfjährige:
Blas- und Grifftechnik der Blockflöte lässt sich schnell erlernen, klassisches Einstiegsinstrument
Klavier macht eine leichte Tonerzeugung möglich.
Geige erfordert Durchhaltevermögen, es gibt je nach Alter verschiedene Größen.
Auch das Cello gibt es in kleineren Ausführungen.
Sechs- und Siebenjährige:
Die Gitarre ist populär und gilt als Allrounder für unterschiedlichste Stilrichtungen.
Motorisch herausfordernd ist das Schlagzeug. Man braucht Arme und Beine, Rhythmus muss ein Kind dafür schon im Blut haben.
Blasinstrumente wie Trompete und Horn eignen sich erst, wenn der Zahnwechsel beim Kind abgeschlossen ist. Eine geschlossene Zahnreihe ist wichtig.
Acht- bis Zehnjährige:
Oboe hat eine anspruchsvolle Tonerzeugung.
Auch Saxophon, Klarinette, Fagott erfordern eine andere Anblastechnik als die Blockflöte
Kontrabass und Fagott verlangen eine gewisse Körpergröße
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