Ulrich Meyer zu Bexten über die German Friendships und seine Leidenschaft fürs Reiten
Es ist eine Hofanlage wie gemalt, mit altem Fachwerk und langgestreckten Stallungen, dazu Pferdekoppeln und Reitplätze und ein Blick weit ins grüne Ravensberger Hügelland hinein. Bei dieser Ansicht muss es Profi-Parcoursbauer Frank Rothenberger förmlich in den Fingern gejuckt haben. Auf jeden Fall ermunterte er seinen Freund Ulrich Meyer zu Bexten, an diesem schönen Ort ein Turnier für Jugendliche aus aller Welt zu veranstalten, rund 20 Jahre ist das her. Die Idee verfing. Seit 1999 lädt die Familie nun schon alle zwei Jahre zu den internationalen German Friendships auf denBexter Hof in Herford ein. Ende Juli ist es wieder so weit, zum 10. Mal.
Dabei war Ulrich Meyer zu Bexten anfangs durchaus skeptisch. Ein solches Turnier bedeutet Arbeit und Verantwortung, und wie sollte er die Sache überhaupt auf die Beine stellen? „Ich musste das erst einmal sacken lassen“, erinnert sich der Springreiter. Doch schnell wurde ihm klar: „Wenn etwas geblieben ist von der ganzen Reiterei, dann sind es die Kontakte und Freundschaften in der ganzen Welt.“ Diese Erfahrung mit jungen Reitern zu teilen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ebenfalls weltweite Freundschaften zu schließen, das motivierte ihn. Und so begann er ein Turnier aufzubauen, das mittlerweile an die 20.000 Gäste anzieht.
Wenn er beim Gang über den Hof erzählt, wer ihn damals unterstützte, fallen Namen wie Prinzessin Haya von Jordanien, Ludger Beerbaum oder Japans NOK-Präsident TsunekazuTakeda. Egal ob in Asien, der arabischen Welt oder Amerika - überall stießen die Mitstreiter auf Begeisterung. Nur - wie sollten die Gäste ihre Pferde nach Deutschland bringen? „So ist aus der Not heraus das Kernprinzip unseres Turniers entstanden“, erzählt der 67-Jährige: Jeder deutsche Reiter bringt zwei Pferde mit, stellt eins davon einem ausländischen Teilnehmer zur Verfügung. Zusammen bilden sie ein Team. Friendships not Championships heißt das Motto:“Wir wollen Freundschaft, Teamgeist und Völkerverständigung fördern.“
Richtig aufregend wird es, wenn sich die 12- bis 18-Jährigen dann zum ersten Mal treffen. Wer ist der Team-Partner? Stimmt die Chemie? In diesen Momenten ist Betreuer Pedro unverzichtbar. Er hilft, das Eis zu brechen, Sprachhürden zu überwinden und Probleme zu lösen. „Es ist ja nicht einfach, sein Pferd einem Fremden zu überlassen“, weiß Meyer zu Bexten, der inzwischen von seinem ältesten Sohn Lars, 42 Jahre alt und internationaler Reittrainer, bei der Turnierleitung unterstützt wird. Und auch Enkelsohn Leonhard (7) hilft schon kräftig mit.
Rund 120 Reiter aus mehr als 30 Nationen sind in diesem Jahr bei den German Friendships dabei, Jungen und Mädchen halten sich zahlenmäßig etwa die Waage - anders als in vielen Reitvereinen, wo klar die Mädchen dominieren. „Das hat sich wirklich gewandelt. Als ich anfing, ritten fast mehr Jungen“, erzählt Meyer zu Bexten, der schon als Sechsjähriger im Sattel saß. Auf dem elterlichen Hof gab es nun mal Pferde. 1967, mit 17 Jahren, wurde er Deutscher Juniorenmeister und wusste: Das ist mehr als ein Hobby. Das will ich zum Beruf machen.
Die Eltern waren weniger begeistert. Reitsport statt Landwirtschaft? Doch schnell zeigte sich, dass der Sohn aufs richtige Pferd gesetzt hatte. In den 1970-er und 80-er Jahren feierte der Springreiter nationale und internationale Erfolge. Zu den wichtigsten zählt er zwei Siege beim internationalen Springchampionat in Aachen. Auch heute reitet der 67-Jährige täglich, züchtet Pferde und bildet sie aus, so wie Conner, der neugierig durch ein offenes Stallfenster schaut. „Ein wunderbares Pferd“, sagt Meyer zu Bexten und klopft dem Wallach den Hals. Pferdegeruch und Hufgeklapper, für Ulrich Meyer ist das Glück. „Die Arbeit mit dem Pferd, in der Natur sein - das ist für mich höchste Lebensqualität.“
Reiter, egal wie alt sie sind und welche Sprache sie sprechen, erstehen das. Die Liebe zu den Tieren und der Sport verbinden. Ein Sinnbild dafür ist der Bexter-Globe, den der Hofherr zum Schluss des Rundgangs zeigt. Es ist eine Weltkugel, ganz aus Hufeisen geschmiedet, die jeder Turnier-Gast als Geschenk beisteuert. So sind im Laufe der Jahre schon mehrere Globen entstanden und für wohltätige Zwecke versteigert worden. Ein starkes Netzwerk, das hält, über die Turniere hinaus.
Silke Tornede
Foto: Regina Rahls
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