Monika und Markus Stratmann tragen als Unternehmer auch soziale Verantwortung
Wenn die Erstklässler Ende August mit ihren neuen Ranzen zur Schule gehen, haben Monika und Markus Stratmann ihre Hausaufgaben schon gemacht - zumindest für dieses Schuljahr. „Jedes 30. Kind in Deutschland, das eingeschult wird, hat mittlerweile einen Ranzen von uns“, sagt Markus Stratmann nicht ohne Stolz. Die von ihm und seiner Frau gegründete Firma „Ranzenfee & Koffertroll“ in Rheda-Wiedenbrück wächst und wächst. Dabei fing alles mit einem Reinfall an.
Das war vor zehn Jahren. Markus Stratmann, der zuvor als Großhändler Taschen in Deutschland vertrieb, baute ein eigenes Geschäft auf. „Der Markt war im Umbruch, Ranzen wurden modischer. Das gefiel uns und wir dachten: Das versuchen wir. Aber wir hatten keine Ahnung“, erinnert sich Monika Stratmann schmunzelnd. Voller Tatendrang orderte das Paar im April einen Schwung Ware. Viel zu spät, wissen die Geschäftsleute heute: „Als die Schule anfing, hatten wir drei Ranzen verkauft. Die erste Saison haben wir total verhauen.“
Sie ließen sich nicht entmutigen, der Rückschlag war erst recht Ansporn, es noch einmal zu versuchen - diesmal aber richtig. Intensiv beschäftigte sich das Paar mit dem Thema Ranzen und tüftelte ein Konzept aus: Große Auswahl und umfassende Beratung sind bis heute ein Markenzeichen. Außerdem soll der Ranzenkauf ein besonderes Erlebnis sein. Als Eltern wissen beide nur zu gut, wie aufregend und wichtig alles rund um die Einschulung für Kinder ist. „Der Name kam dann ganz spontan, das passte einfach“, sagt Monika Stratmann. Die gute Fee möchte, dass Kinder einen schönen Ranzen bekommen. Der Troll ist der Widersacher und treibt Schabernack. „Wir wollen dazu kleine Geschichten entwickeln, vielleicht auch zusammen mit Kitas. Aber das sind noch Zukunftspläne“, erzählen die Beiden, während sie durch den Laden führen.
Mehrere Fünf- und Sechsjährige wuseln an diesem Vormittag mit ihren Eltern durch die Räume. Paul hat sich für einen Ranzen mit Fußball entschieden und setzt sich glücklich auf den roten Ranzenfee-Sessel. Noch ein Foto und den Ranzenführerschein machen, geschafft! Joana ist dagegen noch unschlüssig. „Schau mal, der hier mit Glitzerkäfer ist doch schön“, ermuntert die Mutter. Gut, dass das die Stratmanns nicht hören! Nicht selten kommt es ihnen vor, als würden die Eltern eingeschult und nicht die Kinder. „Ein Ranzen muss passen, das ist klar. Aber beim Motiv sollen die Kinder selbst entscheiden“, meint Monika Stratmann. „Da halten wir immer zu den Kindern.“ Ihr Mann sieht das ähnlich. „Mit dem Ranzen beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Da sollten Eltern dem Kind nicht ihren Geschmack aufs Auge drücken.“ Und er führt noch ein Argument an: Kinder müssten lernen, zu ihren Entscheidungen zu stehen. „Das ist eine wichtige Erfahrung“, meint der Vater von fünf Kindern und seit anderthalb Jahren auch Großvater.
Fast schon pädagogisch durchdacht sind auch viele Dinge im Betrieb. Jeder Lehrling darf eine Marke eigenverantwortlich betreuen. Werden neue Leute eingestellt, entscheidet das Team mit. Die Chefs trauen den Mitarbeitern viel zu, geben ihnen Verantwortung und wollen so das Wir-Gefühl und die Identifikation mit dem Betrieb stärken. Ebenso spielt Familienfreundlichkeit eine große Rolle. Mehrfach ist die Firma dafür ausgezeichnet worden. Mitarbeiter können entscheiden, wie viele Stunden sie arbeiten wollen. Es gibt eine Teilzeitausbildung für junge Mütter und keine Zeitverträge. „Die Leute sollen Sicherheit haben“, sagt das Unternehmerpaar, das 38 Angestellte in Rheda-Wiedenbrück und der Filiale in Berlin beschäftigt.
Bei allem Erfolg sind Chef und Chefin - Gehilfe und Gehilfin steht auf ihren Namensschildern - auf dem Teppich geblieben. Beide packen mit an und denken auch an diejenigen, denen es nicht so gut geht. So spendet die Firma regelmäßig mit Lieferanten Ranzen an bedürftige Familien. 300 waren es im vergangenen Jahr. „Jedes Kind sollte die gleichen Chancen haben, wenn es in die Schule kommt", finden Monika und Markus Stratmann. Ganz bewusst werden die Schultaschen schon früh verteilt, vor Weihnachten, wenn das Geschäft für die nächste Saison langsam anläuft. Jungen und Mädchen, die sonst oft hinten anstehen, bekommen so als Erste ihre Ranzen und können sich unbesorgt auf die Einschulung freuen. Denn das wissen Ranzenfee und Koffertroll: Mit dem Ranzen fängt die Freude auf die Schule meistens an.
Silke Tornede
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