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Willkommen im Schlösschen

Ein Schulbesuch bei Dilek Irmak, Bielefelds jüngster Rektorin

Neue Freunde finden, lesen und schreiben lernen, Hausaufgaben machen – der bevorstehende Schulstart ist für Erstklässler ein großer Schritt, an der Bielefelder Südschule wird er vielen Kindern etwas leichter gemacht. „Unsere Schubidubas kommen schon seit April jeden Mittwoch in den Unterricht und haben den Schulalltag bereits kennengelernt“, sagt Rektorin Dilek Irmak. Schubidubas? „Das sind Kindergartenkinder im Projekt 'Schulkind bist du bald'“, erklärt die 36-Jährige lachend. „Ich möchte, dass Kinder gerne und fröhlich zur Schule gehen.“ Schubiduba ist eine von vielen Ideen, die dazu beitragen sollen. 

Mit viel Elan ist Dilek Irmak vor einem Jahr an der Südschule gestartet und machte als „jüngste Schulleiterin in Bielefeld“ Schlagzeilen. Sie selbst findet die Altersfrage weniger bemerkenswert, schließlich war sie schon immer zielstrebig und flott unterwegs: Mit 19 hat sie geheiratet, mit 23 Jahren das erste Kind bekommen, Anfang 30 wurde sie Konrektorin an der Brackweder Vogelruthschule. Auf eigenen Beinen stehen, Verantwortung tragen und gestalten, das war schon immer ihre Sache, erzählt die 36-Jährige, die die Leitung der Südschule als große Chance begreift. 

„Ich bin Brackwederin, ich kenne die Menschen hier und möchte den Kindern im Stadtteil die Möglichkeit geben, mit anderen gleichzuziehen“, sagt sie. Die Arbeitsbelastung und die Managementaufgaben, die das Amt mit sich bringen, schrecken sie nicht, im Gegenteil. Vielmehr reizt es sie, die kleine, etwas ins Abseits geratene Grundschule aus dem „Dornröschenschlaf“ zu erwecken. 

„Diese Schule hat ganz viel Potenzial“, sagt sie und gerät beim Rundgang über das Gelände regelrecht ins Schwärmen: Es gibt ein tolles Kollegium, einen großen Schulhof mit eigenem Wäldchen und Spielplatz – ideale Bedingungen. Auch die alten Gebäude mit Erkern und verwinkelten Ecken haben Charme. „Unser kleines Schlösschen im Süden“, sagt die Pädagogin liebevoll und hat dabei auch die Schätze im Blick, die in den Kindern stecken und die sie heben möchte. Dafür wird an der Südschule einiges getan: Es gibt eine Stunde Deutsch und Mathe pro Woche extra, eine intensive Leseförderung und das Schubiduba-Projekt. „Es weht ein frischer Wind, das merken die Eltern und schauen genau hin, das zeigen auch die Anmeldungen“, freut sich Irmak. Zum neuen Schuljahr starten doppelt so viele Erstklässler wie im Vorjahr – eine kleine Trendwende, denn in der Vergangenheit stand die Südschule bei Eltern nicht so stark im Blick, unter anderem wegen des Migrantenanteils.   

Dass auch sie eine „Schulleiterin mit Migrationshintergrund“ ist, will Irmak nicht herausstellen. „Das sollte nicht im Fokus stehen, sondern meine Kompetenzen“, sagt sie selbstbewusst. Schließlich ist sie in Bielefeld geboren, hier aufgewachsen. „Ich habe nach deutschen Lehrplänen studiert, bin verbeamtet.“ Und doch bringt sie multikulturelles Wissen mit, spricht Türkisch und Aserbaidschanisch, kann sich in die Situation vieler Zuwanderer-Familien einfühlen. Ihre eigenen Eltern kamen vor mehr als 40 Jahren als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, erzählt sie. Vor allem die Mutter ist für sie ein großes Vorbild. „Sie hat nonstop gearbeitet, um ihren drei Kindern das zu ermöglichen, was sie nicht erreichen konnte.“

Dieses Vertrauen, den eigenen Weg zu gehen und an sich selbst zu glauben, will Dilek Irmak auch ihren eigenen Töchtern (8 und 13) vermitteln. „Die beiden sind stolz und freuen sich über meine Karriere. Aber sie erleben auch, dass ihre Mutter viel arbeitet“, sagt Dilek Irmak. Umso wichtiger ist es ihr, dass die Familie hinter ihr steht und die beruflichen Ziele unterstützt. Nur manchmal ermahnen die Töchter sie beim Abendbrot und sagen: Mama, du redest schon wieder zu viel über die Schule. 

So ist es wohl, wenn jemand mit Herzblut bei der Sache ist. Einige Lehrerinnen waren für sie regelrecht prägend. Da ist ihre Lieblingslehrerin, die warmherzige Frau „Wischiwaschi“, die ihre Liebe zur Musik gefördert hat. Klavier und Gesang begleiten Dilek Irmak bis heute. Auch an ihre erste Grundschullehrerin kann sie sich gut erinnern. „Sie kam immer mit einem grünen Käfer-Cabrio zur Schule und ich dachte nur: So will ich später einmal werden!“ Dilek Irmak wünscht sich, dass Schule für Kinder eine gute Erfahrung ist, so wie sie es selbst erlebt hat.                                                                                                                                                                                          Silke Tornede