Sabine Lipan schreibt Bücher für Kinder
Eines Sonntagmorgens landeten sie einfach so bei Sabine Lipan im Wohnzimmer, die Alpha-Bens - fünf kleine Außerirdische auf der Suche nach dem Wunderkorn. Welch ein Glück, dass sie hartnäckig darauf bestanden, dass ihre Geschichte aufgeschrieben wird. Denn so entdeckte die Bielefelderin ihre Leidenschaft und ihre Bestimmung: Kinderbücher schreiben.
Das war vor sechs Jahren, und seitdem hat Sabine Lipan ständig neue Ideen im Kopf - so viele, dass sie mittlerweile zu jeder Tages- und Nachtzeit immer und überall ein kleines Notizbüchlein griffbereit hat. „Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich mir Geschichten ausdenke, sondern die Ideen kommen bei ganz alltäglichen Tätigkeiten einfach so angeflogen. Zum Beispiel beim Spülmaschine-Ausräumen oder Blumen-Einpflanzen. Ich muss dann die Geschichten nur noch aufschreiben“, sagt die Autorin. Das allerdings sofort, „denn genauso wie sie angeflogen kommen, fliegen die Ideen auch wieder weg, wenn ich sie nicht festhalte“, erklärt Lipan. Deshalb gehe sie keinen Schritt ohne ihr Notizbuch.
Geschrieben wird ausschließlich am Computer in ihrem Arbeitszimmer, einer wunderbar gemütlichen und inspirierenden Dachkammer mit vielen Büchern und Bildern. Dort hat sie mittlerweile ganze Datei-Ordner mit neuen Ideen umfassend angelegt. „Es kann nämlich gut sein, dass ich die Geschichte erst Jahre später schreibe.“ In unter- schiedlichen Entwicklungsstadien sind derzeit neun Kinderbücher und fünfzehn Bilderbücher. Einige davon sind schon fertig, aber noch nicht verkauft.
„Kinderbuchautorin ist aber eindeutig der beste Beruf der Welt.“
Sabine Lipan ist beim Durchzählen während des Interviews selbst ganz verwundert, wie viele Geschichten es tatsächlich sind und was ihr alles mal eingefallen ist. Die Geschichten stehen quasi vor ihrer Tür und klopfen einfach an. So selbstverständlich wie die Hauptfigur in ihrem neuesten Kinderbuch „Mama, da steht ein Bär vor der Tür“. Die 56-Jährige ist tatsächlich äußerst produktiv: Allein in diesem Jahr erscheinen gleich fünf neue Bücher von ihr, darunter auch ein neues Abenteuer der Apha-Bens. Dass sie eine Vorliebe für Fantasiegeschichten hat, ist dabei nicht zu übersehen. Am liebsten verfasst sie Alltagsgeschichten, in denen irgendetwas gar nicht Alltägliches geschieht. Fantasiegestalten und -themen verlegt sie in die reale Welt, so dass absehbar irgendetwas Schräges passiert.
„Es gibt bei mir etliche Geschichten, die so gestrickt sind“, sagt die Mutter eines erwachsenen Sohnes, „vielleicht weil ich als Kind selbst am liebsten solche Geschichten gelesen habe - vor allem von Otfried Preußler. Apropos Lesen: Weil die Bücherei in ihrem Dorf nicht so üppig bestückt war, las sie als Kind alles, was sie in die Finger bekam: Zeitungen, das Dr. Oetker Schulkochbuch, sogar die Gebrauchsanweisungen der Bohrmaschine ihres Vaters. Denn als Geschenk gab es ein Buch damals nur zu Weihnachten, Ostern und zum Geburtstag.
Die Frage, ob sie inzwischen von ihren Büchern leben kann, beantwortet die Autorin so: „Ich könnte, wenn ich müsste. Denn ich darf auch Sachbücher schreiben, die sehr hohe Auflagenzahlen haben.“ Lipan schreibt unter anderem für die Sachbuchreihe des Ravensburg Verlags. In den Büchern über Ritter, Autos oder Weltwunder steckt sehr viel Recherchearbeit. Es gibt eigentlich kein Thema, in das sie sich nicht gerne vertieft, weil sie selbst unendlich viel dabei lernt.
„Als ehemalige Journalistin liebe ich es, zu recherchieren. Es macht mir wirklich Spaß, die einzelnen Fakten zusammenzutragen, auch wenn die reine Recherchearbeit schon mal ein ganzes Jahr dauern kann“, sagt Lipan. Dank der hohen Auflagen rentiere sich das aber, so die Autorin. „Und das gibt mir dann wiederum die Freiheit, bei allen anderen Büchern nur das zu machen, wozu ich Lust habe. Das ist ein Luxus, den ich wirklich sehr zu schätzen weiß“, gesteht sie. Viele Berufe hat Sabine Lipan schon ausgeübt. Mit Schreiben hatten sie alle zu tun: Deutschlehrerin, Journalistin, Werbetexterin, Redenschreiberin. „Kinderbuchautorin ist aber eindeutig der beste Beruf der Welt.“ Doreen Koschnick
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