Das Naturschutzgebiet Moosheide hat seinen ganz eigenen Charme
Was für eine Überraschung: Wir verlassen den steinigen Wanderparkplatz direkt am Informationszentrum EmsQuellen und EmsRadweg in Hövelhof und betreten ganz weichen, sandigen Boden ins Naturschutzgebiet Moosheide. Mit uns unterwegs an diesem Spätsommertag ist eine dunkle fette Raupe - und das nicht etwa im Schneckentempo. Da muss ich aber lange, lange Jahre zurück denken, dass ich das letzte Mal ein solches Pelztierchen so nah gesehen habe.
Die Moosheide ist das größte Naturschutzgebiet der Senne. Es liegt am westlichen Rand des Truppenübungsplatzes zwischen Schloß Holte-Stukenbrock und Hövelhof. Auf dem Naturlehrpfad pendelt man zwischen den Landkreisen Gütersloh und Paderborn hin und her. Das besondere Stück Landschaft erstreckt sich über 440 Hektar und bietet zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum. Der Wechsel von Dünen und Tälern, offenen Heideflächen und Kiefernwäldern, Feuchtwiesen in den Bachtälern und Sandäckern macht es zu einem reizvollen Ausflugsziel – und das zu jeder Jahreszeit. Der naturkundliche Lehrpfad bietet je nach Zeit, Lust und Kondition verschiedene Möglichkeiten für Rundwanderungen - zwischen einer und vier Stunden.
Auf unserem Weg fällt gleich der Weidezaun zur Linken auf. Wir halten die Augen offen auf die weite Graslandschaft und die hohen schlanken Kiefern, die langgestreckt wie Salzstangen in der Landschaft stehen, nach den Senner Pferden. Und ein paar Meter weiter dann, können wir sie sehen: Vier der Tiere grasen ganz dicht am Wanderweg. Das sind sie also: die Senner, eine alte gefährdete Pferderasse, die seit dem 12. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in der Dünenlandschaft der Senne weidete. Heute stehen den Tieren in ihrer „Wildbahn“ 20 Hektar zur Verfügung. Hier in ihrem Sommerrevier werden sie eigentlich nicht zu gefüttert und ernähren sich von dem, was die karge Landschaft bereithält. Hier können sie ihre Freiheit genießen, denn sie werden außer für die notwendige Hufpflege und tierärztliche Betreuung nicht ans Halfter genommen. Aufgrund des weichen Untergrunds brauchen sie nicht beschlagen zu werden.
Die Biostation Senne hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese alte Rasse zu erhalten - und gleichzeitig die Landschaft der Senne mit ihnen zu pflegen. Von Mai bis Oktober leben sie hier, dann kommen sie in ihr Winterrevier im Kreis Paderborn. „Das ist schon selten, dass sie so nah kommen“, meint eine Spaziergängerin. Am Ende des Weges stoßen wir auf die Panzerringstraße am Truppenübungsplatz und haben die Wahl – links zur Ems-Erlebniswelt oder rechts zu den Emsquellen. Wir steigen in das Tal zur Ems hinab und erleben eine weitere Überraschung.
Die Emsquellen sprudeln nicht, es sind sogenannte Sickerquellen. Das Wasser tritt an mehreren nah beieinander liegenden Stellen unmerklich aus dem sandigen Untergrund, bildet einen Sumpf, lässt alles ringsum ganz grün werden und fließt dann in einem kleinen glasklaren Rinnsal ab. Nach ein paar hundert Metern ist daraus schon ein ansehnlicher breiter Bach geworden. Schön flach, so dass man im sandigen Flussbett ganz wunderbar die wellige Zeichnung erkennen kann. Hier mag man kaum glauben, dass aus dem flachen Gewässer mit jedem Meter mehr ein Fluss wird, der sich 370 Kilometer auf den Weg zur Nordsee macht und unterwegs sogar Kreuzfahrtschiffe trägt. Einfach nur schön!
Doch zuvor sind wir aus dem Kastental wieder aufgestiegen und treffen auf eine weite Heidefläche an der stellenweise noch die violette Färbung zu erkennen ist, schade die Heideblüte ist gerade vorbei. Was für ein prächtiges Bild, wenn sich in der Blüte ein leuchtend rotvioletter riesiger Teppich vor den Spaziergängern ausbreitet. Ein Junge hat sich seine Schuhe abgestreift und läuft barfuß über den weichen Sennesand. Hier geht das, doch festes Schuhwerk ist zu empfehlen. Ratsam ist auch den Blick immer wieder nach unten zu richten, denn die vielen Wurzeln der Kiefern und Birken kreuzen immer wieder den ausgewiesenen Weg und die unzähligen Zapfen können ziemlich an den Füßen zwicken. Wir bewegen uns weiter entlang der Ems und kommen dem „Flüßchen“ dann auch wieder ganz nah, bevor uns der Rundweg an unseren Ausgangspunkt, das EmsInformationszentrum zurück bringt. Wir waren das erste Mal da, aber bestimmt nicht das letzte Mal.
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INFO:
Die abwechslungsreiche weite Landschaft hält viele Möglichkeiten für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen offen:
Der Naturkundliche Lehrpfad ist insgesamt 11,3 Kilometer lang und dauert etwa 4 Stunden. Der Ems-Erlebnisweg als eine Möglichkeit ist 4,9 Kilometer lang und dauert etwa 1,5 Stunden. Er führt als Rundweg von der Ems-Erlebniswelt in Schloß Holte-Stukenbrock zum Emsquell-Infozentrum in Hövelhof. Hier ist auch der Startpunkt des EmsRadwegs, der 375 Kilometer bis nach Emden führt.
Die Strecken sind familientauglich. Es gibt auch überdachte Picknickplätze. Festes Schuhwerk wird empfohlen.
Bitte beachten: Die Moosheide ist ein Naturschutzgebiet! Tiere und Pflanzen dürfen nicht gestört, beschädigt oder beeinträchtigt werden. Wanderwege nicht verlassen, Hunde nicht frei herumlaufen lassen, nicht grillen oder zelten und keinen Abfall hinterlassen.
Weitere Informationen unter dem Stichwort Moosheide finden sich auf www.teutonavigator.com
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