Christina Seck macht Erzähltheater für Kinder und Erwachsene
Christina Seck trägt ihr Theater stets bei sich. In zwei Koffern!! Ja, nur zwei. Mehr braucht sie nicht für ihre Art der Unterhaltung von Kindern und Erwachsenen. Sie nennt es schlicht Lumpentheater, was sie macht.
Mit dem Lumpentheater hat die Paderborner Schauspielerin ihr eigenes Genre geschaffen und spannt den Bogen zwischen Erzähl- und Schauspielkunst, gepaart mit Musik. Denn sie ist die Erzählerin, aber gleichzeitig auch Schauspielerin. „Ich wollte die Tradition des Erzählens aufgreifen und etwas machen, was mobil ist “, so die 37-Jährige. „Ich wollte Geschichten erzählen, so wie meine Oma mir die Märchen erzählt hat. Denn diese Tradition geht immer mehr verloren.“
Ihr Mundwerk ist ihr Handwerk. Und mit wenigen Requisiten in zwei Koffern tourt die Paderbornerin durch die Lande. Geschichten erzählen ist die Idee des Lumpentheaters, nicht pädagogisieren, sondern unterhalten mit Geschichten von Max und Moritz, den Bremer Stadtmusikanten und aktuell Aladin. Der mit der Wunderlampe. „Die Lausbuben kennen viele Kinder gar nicht mehr“, musste sie feststellen.
„Das Theater, das wir präsentieren, ist anders, basiert auf einer Reihe einfacher Dinge“, erzählt die Schauspielerin. Da werden von einer Zewarolle Bilder abgespult wie beim Abspann eines Films oder ein Megafon, dekoriert mit einem roten Hahnenkamm, mutiert zu einem stolzen Gockel. Die Summe der vielen einfachen Dinge, die einem sehr kreativen Kopf entsprungen sind, lassen die kleinen Zuschauer staunen und die großen Besucher schmunzeln – bei so viel überbordender Fantasie. Die überraschenden, kleinen Momente dominieren nicht, sondern stützen das ausdrucksvolle Spiel.
Ein wichtiges Element des Lumpentheaters ist die Musik. Die Liedtexte stammen von Christina Seck, Antje Wenzel kleidete sie in die passende Musik. Die Paderborner Musikerin begleitet gesanglich und instrumental seit letztem Jahr das Lumpentheater. Ist die Erzählung die Pflicht, so sind die Lieder die Kür. „Es ist schon eine glückliche Fügung, dass wir uns getroffen haben“, freut sich Seck und ergänzt: „Das gilt auch für Sven Aring, von dem die Illustrationen stammen und Ralf Bensel, der die Ideen für Kulissen und Requisiten umsetzt.“
Die fantasievollen Requisiten, die Illustrationen, eine warme, etwas dunkler gefärbte
Erzählstimme und die Musik sind wohl auch ganz nach dem Geschmack der Zuschauer. Die Besucher des Bielefelder Theaterfestes „Nachtreise“ wählten Aladin unter die besten drei Inszenierungen – wie bereits im Jahr davor schon der Auftritt mit den Bremer Stadtmusikanten. Es läuft richtig gut für Christina Seck. Denn neben ihrem Projekt Lumpentheater gehört sie noch dem Ensemble des „Trotz Alledem Theaters“ an, wo Aladin auch aufgeführt wird. Zusätzlich hat sie ein Engagement im Bad Oeynhauser GOP im Musical „Land der Träume“.
Da will man gar nicht glauben, dass sie sich als Kind nicht verkleiden wollte. „Ich mochte keinen Karneval.“ Gebürtig kommt sie aus Brakel im Weserbergland. Dort gibt es eine Freilichtbühne, bei deren Vorstellungen die Bewohner von klein auf
mitwirken. Nicht so Christina. „Ich war schon 17, als ich dazu kam. Auftritte waren mir als Kind einfach peinlich.“ In der Grundschule sollte sie mal einen Zirkusdirektor spielen, weil sie gut vorlesen konnte. Doch schließlich wollte sie nicht und wurde ein Löwe.
Aber dann kehrte sich alles ins Gegenteil um. „Als Jugendliche ließ ich keine Gelegenheit mehr aus, Theater zu erleben, um mir ganz viel abzuschauen. Wenn nicht live, dann habe ich Volkstheater im Fernsehen geschaut“, erinnert sich die Schauspielerin: „Das durfte ich mir damals angucken.“ Sie hat gefunden, was sie erfüllt: „Am liebsten würde ich ewig so weiter machen...“
Susanne Esser
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